Zur 4.Runde nach der etwas längeren Weihnachtspause musste die dritte Mannschaft des SC Sendling gegen die durchaus spielstarken Tarraschianer zuhause antreten. Die ohnehin angespannte Personalsituation hatte sich durch Ausfälle und Vertretungen noch verstärkt, so dass wir ohne vier(!) Stammkräfte spielten. Trotzdem konnte die Mannschaft mit acht Spielern antreten und hätte fast den ersten Punkt geholt (diesen Konjunktiv haben wir allerdings auch schon in Dachau strapaziert).
Bei Michael an Brett 8 sah es nach einer eher ruhigen Englischen Partie sehr ausgeglichen aus, bis in der Endspielphase ein Abtausch falsch berechnet wurde. Der junge Gegner hatte daraufhin eine Mehrfigur ohne ausreichende Kompensation. Hiernach waren auch keine Tricks mehr möglich. Jedoch sahen die anderen Bretter durchaus verheißungsvoll aus.
Hakan, der an Brett 1 spielen musste, sah sich in einer Schottischen Partie mit schwarzem Königsfianchetto und entgegengesetzen Rochaden einem optisch eindrucksvollen Bauernangriff auf dem Königsflügel konfrontiert. Nach einigen vielleicht unpräzisen Zügen von Weiß konnte er etwas Gegenspiel organisieren und ein Remis erreichen. Ebenfalls mit Schwarz hatte Simon an Brett 5 im favorisierten Black Lion eine gewisse Initiative und eine halboffene f-Linie gegen den weißen König erreicht, wohingegen der Gegner zwar ein schönes Zentrum, aber keinen Matchplan besaß. Daher wurde auch hier Remis vereinbart. Das dritte Remis mit Schwarz erreichte Rudi an Brett 3, der in einer Skandinavischen Verteidigung seine Figuren gut koordinieren konnte und gegen die Weiß nichts erreichen konnte.
Fast hätte es bei Eduard an Brett 6 zu einem Positionssieg gereicht, denn er hatte in einer ruhigen Ragozin-Stellung das Läuferpaar und die bessere Figurenstellung. Nach der folgerichtigen Öffnung im Zentrum konnte Schwarz, der zudem in schwerer Zeitnot war, seine Figuren auf den Königsflügel verlagern und auf einmal einige gefährliche Drohungen aufstellen. Zum Schluss entschied dann eine taktische Lösung mit einem sehenswerten Einschlag auf g2 die Partie leider gegen uns.
Parallel dazu hatte allerdings Leonid mit Schwarz an Brett 7 aus einer anfänglich ganz zahmen Caro-Kann-Vorstoßvariante-Stellung einen schönen Damenflügelangriff auf der c- und b-Linie entfacht. Der Gegner selber hatte hingegen bei seinem Königsflügelangriff nur einige Bauern verloren ohne durchzudringen. Zum Schluss beherrschten die schwarzen Figuren das ganze Brett und der mittlerweile sehr geschwächte weiße König sah sich den ktiven Figuren unterlegen.
Auch an Brett 2 hatte Thomas aus einer günstigen Eröffnung gegen den Beschleunigten Drachen eine technisch gewonnene Stellung im späten Mittelspiel bzw. frühen Endspiel erreicht. Der Gegner, dessen Zeit vor der Kontrolle nur noch vom Inkrement gehalten wurde, opferte noch listig eine Qualität für etwas Gegenspiel, musste aber nach dem Abtausch aller Schwerfiguren das Bauernendspiel verloren geben.
Beim Stand von 3.5 – 3.5 hing der Mannschaftskampf daher an Brett 4, an dem Louis gegen eine zweifelhafte schwarze Eröffnung(Löwenthal-Kalaschnikov) schnell Stellungsvorteil und irgendwann auch einen Bauern gewann. Der Gegner war allerdings sehr erfahren und konnte mit aktiven Stellungsspiel zuerst Kompensation und später im Turmendspiel entscheidenden Vorteil erreichen. In der vierten Stunde nach Spielbeginn machten beide Seiten einige Fehler und mit Glück wäre auch ein Remis möglich gewesen, aber in der B-Klasse (und nicht nur dort) verlaufen die wenigsten Endspiele fehlerlos, zumal am späten Freitagabend nach einer langen Arbeitswoche.
Auch wenn es sich seltsam liest (bei einem Nullpunktestand), bin ich mit dem schachlichen Niveau unserer Mannschaft eigentlich zufrieden: Verglichen mit dem Saisonstart haben wir kaum Einsteller, die meisten Stellungen sehen nach der Eröffnung gesund aus, und die Spieler verfolgen bei ihren Partien im Mittelspiel in der Regel durchaus einen Plan, der auch (manchmal) funktioniert. Dass sich die Partieanlagen nicht in Ergebnissen wiederfinden, liegt oft an Kleinigkeiten und sollte nicht die Spielfreude trüben. Wie ich bei vielen Open-Turnieren auch schon festgestellt habe, hat sich das allgemeine Niveau und das technische Können der routinierten Club-Spieler zwischen 1500 und 1800 DWZ in den letzten 10 Jahren deutlich verbessert – erst recht bei den jüngeren Spielern. Daher sind die Punkte einfach nicht mehr so planbar.
Wir freuen uns daher mit der 1.Mannschaft über die Tabellenführung in der Bezirksliga und drücken alle Daumen und bleiben selbst in der B-Klasse mit Sportsgeist dabei.