Dumm gelaufen: die erste Runde der MMM 2017/18 für die 3.Mannschaft des SC Sendling bei der 1.Mannschaft des SC Trudering ging relativ klar mit 3:5 verloren. Bedenklich waren nicht nur einige taktische Einsteller, sondern auch die Spielbedingungen.
So gastierten wir in der Sportgaststätte „Friends“ an der dortigen Bezirkssportanlage in einem weniger als 30 qm großen Beiraum, was für 16 Spieler plus Zuschauer sich als sehr eng darstellte.
Außerdem konnte die Tür nicht ganz geschlossen werden, so dass die Spieler auch das soziale Innenleben der Wirtschaft erleben durften. Die Pächter waren große Freunde des 1980er Jahre Synthie-Pops und Dancefloors, d.h. die Playlists auf der Musikanlage enthielten Irene Cara (What a Feeling), INXS (New Sensation), Foreigner (I Wanna Know What Love Is), ABBA (Lay All Your Love On Me), Depeche Mode (I Just Can’t Get Enough), New Order (Blue Monday) sowie diverse andere Beiträge aus einer Zeit vor über 30 Jahren, in der ich noch zur Schule ging.
Gegen 20:00 Uhr erschienen Teile der Fußball-Herrenmannschaft des TSV Trudering vom Ligaspiel: gesunde, junge Männer mit sehr gepflegten Frisuren und überwiegend mit Migrationshintergurnd, aber gut integriert (viel Weißbier, Mobiltelephone, laute Fachdiskussionen in Oberbayrisch über 4-4-2-Systeme etc.). Erheblich lauter war allerdings die Damenmannschaft desselben Vereins, die gegen 21:30 Uhr ankam. Dort ging es von der Spielnachbereitung direkt zu Alkohol und Kartenspiel bis etwa 23:30 Uhr.
Zum Match selber: der DWZ-Schnitt des Gegners war um etwas höher als unserer, obwohl mit Martin bei uns ein statistischer Ausreißer am 1.Brett saß. Er konnte mit Weiß in einem Hybrid aus Blackmar-Diemer-Gambit und Damenläufer-Fianchetto den Gegner sehr lange beschäftigen und unter Druck setzen. Dieser befreite sich mittels eines Figurenopfers und erhielt dafür sehr gefährliche Freibauern. Zwar konnte Martin diese blockieren, aber nach über 4,5 Stunden hatte der Gegner eine Festung aufgebaut, das Match war schon entschieden und daher die Partie Remis.
Hakan mit Schwarz an Brett 2 hatte zunächst eine leicht passive, aber gesund aussehende Stellung gegen einen weißen Bird-Angriff. Die fragwürdige Entscheidung, den gegnerischen Königsläufer abzutauschen, führte zu einer ruinierten Bauernstruktur und einem lahmgelegten Damenflügel. Daraufhin brach innerhalb weniger Züge der Königsflügel unter dem weißen Druck zusammen und wäre nur mit computeresker Verteidigung zu halten gewesen.
Klaus konnte als Weiß mit einem soliden Dameninder das Spiel sehr ruhig halten und verschärfte mit einem Qualitätsopfer die Lage, was ihm einem gefährlichen Freibauern einbrachte. Dieser ging
aber ein paar Züge später verloren, so dass sich das Remis am Ende als beste Lösung herausstellte.
Thomas sah sich als Schwarzer einem scheinbar harmlosen Colle-Aufbau entgegen. Vielleicht zu
harmlos, denn er übersah im Mittelspiel eine Doppeldrohung von Weiß, die entweder Matt oder eine
Figur kostete. Zwar konnte er das Endspiel noch länger hinausziehen, aber der halbe Punkt war nie
in Reichweite.
Karsten hatte für einen sehr verhaltenen Geschlossenen Sizilianer optiert, den der Gegner allerdings relativ leicht ausglich. Da seine Stellung auch keine Schwächen hatte, einigten sich beide Spieler schnell auf Remis.
An Rudis Brett 6 war von Anfang Spannung geboten. Sein Gegner erwiderte das provokative Englund-Gambit (1.d4 e5 ?!) mit der nicht weniger provokativen Ablehnung 2. a3, wonach Rudi recht bequemes Spiel erhielt. Im späten Mittelspiel eskalierte die Situation als Rudi für gefährliche Freibauern und Angriff auf den König einen Turm opferte (oder sich nehmen ließ). Leider opferte
der Gegner eine Figur zurück und erhielt mit Mehrqualität und weit vorgerücktem Randbauern mehr als Ausgleich, so dass der Gewinn nur noch eine Frage der Technik war.
Louis sah sich als Weißer gegen einen Philidor-Aufbau konfrontiert, in dem bald das Zentrum geöffnet wurde. Zwar stand er optisch sicher immer etwas freier, aber ein Durchbruch ließ sich nicht erzielen – also Remis.
Beim Stand von 4.5 zu 1.5 für den Gegner gelang Simon Hugger die beste Partie für Sendling. In einem komplizierten Positionskampf, der aus seinem Black Lion hervorging, machte sein Gegner einige unvorsichtige Züge. Simon gelang es, mit zwei Mehrbauern in ein überlegenes Leichtfigurenendspiel zu gehen, das er sauber verwertete (auch nicht einfach gegen einen erfahrenen Gegner).
Wir hoffen auf mehr Durchschlagskraft im nächsten Match :-), die Spielbedingungen im ASZ Westpark sind auf jeden Fall besser.